Unter dem Begriff „Demenz“ werden unterschiedliche Symptome verschiedener Erkrankungen des Gehirns zusammengefasst. Bei einer Demenz verliert die erkrankte Person Schritt für Schritt geistige, emotionale und motorische Fähigkeiten und ist immer mehr auf Unterstützung angewiesen. Jeder Demenzverlauf ist anders und individuell. Die Diagnose Demenz beeinflusst nicht nur die Lebenssituation der erkrankten Personen selbst, sondern erfordert eine ständige Anpassung der Alltagssituation für die Familie und die Pflegenden.
Zahlen und Fakten:
Demenz zählt zu den weltweit häufigsten Erkrankungen im Alter. Die Zahl der demenzkranken Menschen in Deutschland liegt circa bei 1,8 Millionen und steigt stetig weiter. Im Jahr 2050 werden voraussichtlich bis zu 2,8 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz erkrankt sein. Im Land Brandenburg leben derzeit ca. 58.900 Menschen mit Demenz, Tendenz steigend. Zwei Drittel der Erkrankten werden von ihren Familien im häuslichen Umfeld unterstützt.
Essen und Trinken bei Demenz
Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Energie und Nährstoffen ist in allen Lebensphasen unverzichtbar, vor allem aber bei Demenz eine wichtige Voraussetzung für die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und deren möglichst langer Erhalt. Insbesondere werden durch eine ausgewogene Ernährung die Lebensqualität und das Wohlbefinden gefördert. Entsprechende Empfehlungen hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die unterschiedlichen Lebensphasen und ernährungsassoziierten Besonderheiten im Alter zusammengestellt.
Durch den Verlust geistiger und motorischer Funktionen demenzkranker Menschen wird oft das Ess- und Trinkverhalten beeinflusst und stellt Angehörige und Pflegende häufig vor Herausforderungen.
Mögliche Veränderungen im Ess- und Trinkverhalten können beispielsweise sein:
- Das Vergessen von Essen und Trinken
- Keine Erinnerung an die letzte Mahlzeit
- Verlust des Hunger- und Sättigungsgefühls: Verspüren entweder von ständigem Hunger oder dauerhaftem Sättigungsgefühl
- Veränderte Wahrnehmung von Speisen und Getränken, was Gefahren bergen kann: Tischdekorationen oder Reinigungsmittel können als ess- oder trinkbar gewertet werden
- Appetitlosigkeit und veränderter Geschmackssinn, weshalb die Lust am Essen vergeht
- Verweigerung von Essen und Trinken aufgrund eines ungewohnten Tagesablaufs
- Verlust von Alltagsfähigkeiten wie Einkaufen, die Zubereitung von Speisen oder auch den Umgang mit Besteck
- Veränderung der sozialen Fähigkeiten: die Kommunikation ist erschwert, Tischmanieren gehen verloren
- Veränderung des Schlaf- und Wachrhythmus, wodurch sich der Appetit und die Essenszeiten verändern
- Unruhe am Tisch, schnelle Ablenkung oder Herumlaufen
- Mit fortschreitender Erkrankung können Schluckstörung eintreten, dabei besteht ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung
Essen und Trinken ist viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Besonders bei demenziell erkrankten Personen erfüllen Mahlzeiten wichtige soziale und kulturelle Funktionen. Gleichbleibende Essenszeiten, feste Sitzplätze und ggf. Tischrituale bieten Sicherheit und Orientierung. An Demenz erkrankte Menschen sind häufig nicht in der Lage, sich an ihre Umwelt anzupassen, vielmehr muss sich das Umfeld an die veränderte Welt des Erkrankten anpassen. Dabei sind viel Geduld, Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen erforderlich. Darüber hinaus haben an Demenz erkrankte Menschen oft einen verstärkten Bewegungsdrang und sind innerlich unruhig, wodurch ein erhöhter Energie- und Flüssigkeitsbedarf besteht. Im fortschreitenden Verlauf können zudem Schluckbeschwerden auftreten. So besteht bei den betroffenen Personen ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung.
Weitere Hilfestellungen für eine gute Versorgung zu Hause:
- Verhalten der erkrankten Person aufmerksam beobachten
- Vielfältige Auswahl von Lebensmitteln anbieten
- Viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilen
- Essbiographie erstellen und Wünsche und Gewohnheiten bei der Speiseplangestaltung berücksichtigen
- Mit vertrauten Speisen Erinnerung und Gefühle wecken sowie Sicherheit und Geborgenheit vermitteln
- Bei erhöhtem Energiebedarf Mahlzeiten mit energiereichen Lebensmitteln anreichern (z. B. Pflanzliche Öle, Sahne oder Butter)
- Süße Speisen sind oft beliebt, daher ab und zu auch herzhafte Speisen süßen
- Ruhige und angenehme Essatmosphäre erzeugen
- Eine kontrastreiche Zusammenstellung von Speisen oder einen ansprechend gedeckten Tisch anbieten
- Bei Kau- und Schluckbeschwerden die Speisen etwas weicher kochen, klein schneiden oder pürieren. Weitere Informationen zum Thema Kau- und Schluckstörungen finden Sie hier
Informationen der Alzheimer Gesellschaft Brandenburg:
Für Betroffene
Für pflegende Angehörige
Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V.
Podcast „Zu Tisch, bitte“ der Vernetzungsstelle Seniorenernährung Niedersachsen:
Staffel 1 | Episode 6 „Essen vergessen?! Blickwinkel Demenz.“:
Und plötzlich liegt das Telefon im Kühlschrank?! Wenn Menschen an Demenz erkranken, ist dies häufig eine große Herausforderung für alle Beteiligten: für den Betroffenen ebenso wie für das Umfeld. Doch was ist Demenz überhaupt? Wie kann ich als betreuende Person – von Angehörigen bis zur Pflegefachkraft – Demenzerkrankte bei der Verpflegung unterstützen? Erfahre, wie Demenz das Ess- und Trinkverhalten der Betroffenen beeinflussen kann.
Erhalte Tipps und Tricks wie Essen und Trinken gestaltet werden können. Hör rein!