Zum bundesweiten Tag der Seniorenernährung am 1. Oktober fand in Potsdam der jährliche Fachdialog der Vernetzungsstelle „Gemeinsam Netzwerken für eine bessere Seniorenernährung in Brandenburg“ statt. Eingeladen zu diesem bereits zum dritten Mal durchgeführten Veranstaltungsformat waren Multiplikator*innen, Netzwerkpartner*innen, Fachexpert*innen der Seniorenarbeit sowie Vertreter*innen der Kommunen im Land Brandenburg.
Dem diesjährigen Motto „Gesundheitsförderliche Seniorenernährung im Land Brandenburg – in die Zukunft gedacht!“ waren über 60 Vertreter*innen der Seniorenarbeit aus dem gesamten Bundesland gefolgt, um gemeinsam und gerade auch vor dem Hintergrund der sich neu konstituierenden Landesregierung aktuelle bzw. zukünftige Herausforderungen der Seniorenernährung zu diskutieren.
Unser Fachdialog wurde durch Gesundheits- und Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher eröffnet. In ihrem Grußwort betonte sie die zunehmende Bedeutung einer gesundheitsfördernden Ernährung im Alter, besonders im Hinblick auf ein langes, aktives und selbstbestimmtes Leben, und lobte die bisherige Arbeit der Vernetzungsstelle. Sie unterstrich, dass die zukünftigen Herausforderungen in Brandenburg nur durch gemeinsame Anstrengungen und intensives Netzwerken gemeistert werden können.
Den fachlichen Auftakt bildete ein Impuls aus der Abteilung Ernährung und Gerontologie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (s. Vortragsfolien im Kasten). Die wissenschaftliche Mitarbeiterin, Lea Göger, präsentierte aktuelle Empfehlungen für eine gesundheitsförderliche bzw. -erhaltende Seniorenernährung. Insbesondere die Vermeidung von Mangelernährung und Muskelschwund im Alter wurden dabei von ihr als zentrale Herausforderungen im Bereich der Gesundheitsförderung bei älteren Menschen genannt. Neben aktuellen Forschungsergebnissen warb sie auch in diesem Rahmen für Teilnehmende an ihrem Forschungsvorhaben zur Regenerationsfähigkeit der Muskulatur im Alter (ab 65) nach einem anspruchsvollen Krafttraining (PROTECT-Studie).
Anschließend gab Laura Behrens, Projektverantwortliche der Vernetzungsstelle Seniorenernährung Brandenburg, einen Überblick über die Ergebnisse der bisherigen vierjährigen Netzwerkarbeit (s. Vortragsfolien im Kasten). Sie stellte die Erfahrungen aus dem wachsenden Netzwerk und den zahlreichen engagierten Initiativen in Brandenburg vor. Unterfüttert wurde dieser Bericht mit Praxisstimmen zu
- Aktionen vor Ort mit dem regionalen Seniorenbeirat aus der Gemeinde Letschin (Frau Miethke),
- Entwicklung und Planung von gemeinsamen öffentlichen Mittagstischen mit dem Landkreis Dahme-Spreewald in Lübben (Frau Lipinski),
- Generationsübergreifenden Kochaktionen des Märkischen Sozialvereins in Oranienburg (Frau Poppe).
Die Vernetzungsstelle betonte dabei die Benefits und den zusätzlichen Nutzen einer kontinuierlichen Vernetzung bzw. eines Austauschs untereinander und warb für eine weitere Förderung gemeinsamer Projekte im Bereich der Seniorenernährung.
Nach einer kulinarischen Mittags- sowie intensiven Vernetzungspause beleuchtete Prof. Dr. Hassel vom Berliner Institut für Gesundheit und Soziales in seinem Fachimpuls (s. Vortragsfolien im Kasten) – vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft – die Herausforderungen und die Chancen, einen gesunden Lebensstil zu fördern und so ein gesundes Altern zu ermöglichen. Dabei verdeutlichte er sehr anschaulich, dass Mahlzeiten nicht nur der Nahrungsaufnahme dienen, sondern gerade im Alter auch bedeutende soziale und kulturelle Funktionen übernehmen und somit zunehmender Einsamkeit entgegenwirken können.
Der weitere Nachmittag stand ganz im Zeichen des Austauschs und der Diskussion miteinander. In einer durch Herrn Kärsten moderierten Diskussionsrunde mit
- dem Landesseniorenbeauftragten Norman Asmus
- Hendrik Nolde von der Fachstelle für Altern im Quartier (FAPIQ),
- Sylvia Grande vom Seniorenrat des Landes Brandenburg und
- Laura Behrens von der Vernetzungsstelle Seniorenernährung Brandenburg
wurden „Zukünftige Herausforderungen der Seniorenernährung“ thematisiert. Konkrete Umsetzungsideen seitens der neu gewählten Landesparlamentarier wären hier sicherlich sehr interessant gewesen, jedoch folgte kein(e) aktuelle(n) Vertreter*innen der Landespolitik der Einladung zur Teilnahme an dieser Diskussion. Die wichtigsten Kernpunkte aus der Diskussion finden Sie zusammengefasst in der rechten Spalte.
Abschließend waren sich alle Teilnehmenden darüber einig, dass die bereits erfolgreichen Projekte wie „Pflege vor Ort“ und die „Arbeit der Vernetzungsstelle“ sowie die daraus entstandenen Initiativen vor Ort in der neuen Legislaturperiode weiterhin Bestandteil der Förderung eines aktiven und selbstbestimmten Lebens im Alter in Brandenburg sein sollten.
Dieser Fachdialog bot erneut eine wertvolle Plattform für Austausch, Vernetzung und neue Umsetzungsimpulse im Bereich der Seniorenernährung. Die Vernetzungsstelle plant, die wichtige Unterstützung für Ehrenamtliche und den Austausch zwischen den Akteuren auch nach dem Ende der bestehenden Landes-/INFORM-Förderung fortzusetzen. Die positiven Rückmeldungen und das Engagement der Teilnehmenden verdeutlichten erneut den hohen Bedarf an fachlicher Unterstützung und stärkerer Vernetzung in den Regionen Brandenburgs.
Wir hoffen sehr, dass wir unsere erfolgreiche Basis-Arbeit nach dem Auslaufen der fünfjährigen INFORM-Förderung ab September 2025 mit Landesmitteln fortsetzen können. Dies würde gleichzeitig eine Finanzierungs-Option für ein zusätzliches Projekt des BMEL mit sich bringen.
Wir danken allen Interessierten für ihr Kommen, die intensive Mitwirkung, für die Anregungen und freuen uns auf die weitere konstruktive Zusammenarbeit im Netzwerk Brandenburg – und hoffentlich auf einen nächsten Netzwerkdialog im Jahr 2025!
Dokumentation / Vortragsfolien
Vier Jahre Vernetzungsstelle Seniorenernährung – machen Appetit auf mehr | Vernetzungsstelle Seniorenernährung Brandenburg, Laura Behrens
Blitzlicht zu aktuellen Entwicklungen und zu bestehenden Forschungsergebnissen in der Seniorenernährung | Lea Göger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam Rehbrücke
Das Miteinander im Alter durch Essen und Kultur fördern | Prof. Dr. Holger Hassel, Berliner Institut für Gesundheit und Soziales
Wie kann gesundheitsförderliche Seniorenernährung in Brandenburg zukünftig gefördert werden?
Stärkung und Verstetigung von Netzwerken und lokalen Strukturen
- Bestehende Netzwerke und Projekte (wie „Pflege vor Ort“ und Netzwerk der Vernetzungsstelle) sowie kommunale Strukturen sollten ausgebaut und langfristig finanziell gesichert werden, um bereits bestehende Angebote, wie z.B. Nachbarschafts- und Mittagstischangebote eigenständig zu erhalten bzw. weiterzuentwickeln.
- Niederschwellige und wenn möglich mobile Angebote (wie das Digi-Mobil der Verbraucherzentrale) ermöglichen es auch Senior*innen aus schwer erreichbaren ländlichen Regionen einzubinden.
Koordination und Vernetzung vor Ort sowie überregional fördern
- Ehrenamtliche und lokale Akteure spielen eine zentrale Rolle in der Umsetzung von Angeboten. Sie sollten weiter unterstützt, miteinander vernetzt und durch Schulungen gestärkt werden.
- Um den Erfolg von Projekten sicherzustellen, ist es wichtig, vor Ort Ansprechpartner*innen zu haben, die die Bedarfe erkennen und Maßnahmen entsprechend koordinieren.
- Eine unterstützende, übergeordnete Struktur kann Netzwerke zusammenbringen und den Austausch zwischen Akteuren fördern.
- Zudem sollten Peer-Ansätze und Quartiersarbeit intensiviert werden, um Senior*innen direkt im Lebensumfeld zu erreichen.
Aktualisiert am 22. Oktober 2024